Netzwerk Süd-West bringt Initiative plastikfreies Rheingauviertel voran

30. August 2020, 20:15 Uhr•Berlin
Von Jacqueline Westermann

Wir wollen das Wir-Gefühl im Kiez stärken", erzählt Marion Klose. Seit ungefähr 20 Jahren lebt sie am Rüdesheimer Platz, aber erst seit dem vergangenen Jahr ist sie im Netzwerk Süd-West als Mitglied engagiert. Der Verein fungiert als Interessengemeinschaft der Unternehmen am Rüdesheimer Platz und soll gleichzeitig für eine Anbindung zwischen den Anwohnern und Geschäften sorgen. "Ziel ist es, den Rüdi zu beleben und die Gewerbe am Platz zu stärken", erklärt Klose. Sie ist keine selbstständige Unternehmerin, sondern vertritt die Anwohnerin-Perspektive im Verein. Und sie ist es, die die zündende Idee hatte zur Initiative "Plastikfreies Rheingauviertel", die Anfang des Jahres als ein Gewinner im Wettbewerb "MittendrIn Berlin! Projekte in Berliner Zentren" ausgezeichnet wurde.

Zufällig sei sie auf einen Bericht gestoßen über eine Hafenstadt in Cornwall, berichtet Marion Klose. Dort hat sich eine Initiative mit dem Müllsammeln an der Küste formiert, die auf die lokale Gastronomie und Hotellerie ausgeweitet wurde. Gemeinsam habe man beraten, wo auf Plastikprodukte verzichtet werden könne. Klose gefiel die Idee. Sie habe sich persönlich im vergangenen Jahr verstärkt mit dem Plastikmüllthema auseinandergesetzt und konnte sich gut vorstellen, dass eine ähnliche Initiative am Rüdesheimer Platz auf Unterstützung stoßen würde.

Mit dem Vorsitzenden des Netzwerk Süd-West, Matthias Jung-Kipsch, besprach sie die Idee, und das Netzwerk wurde gefragt. Schnell kam dann auch der Gedanke, sich am Wettbewerb "MittendrIn Berlin" zu beteiligen. "Im Prinzip haben wir parallel die Bewerbung ausgefüllt und unser Konzept aufgebaut", sagt Klose.
Es formierte sich ein vierköpfiges Kernteam aus Vereinsmitgliedern, zu dem neben Klose und Jung-Kipsch auch noch Désirée Gianella und Tanja Fügener gehören. Zunächst habe man sich mit Interessierten des Netzwerkes zusammengesetzt und debattiert, was überhaupt möglich sei. "Jeder hat erst mal für sich geschaut, welchen Müll man produziert beziehungsweise welche Plastikprodukte man verwendet." Produkte und Lieferketten unterschieden sich ja zwischen den Unternehmen. Es war den Akteuren bewusst, dass sie nicht von heute auf morgen das Einkaufsverhalten im Kiez ändern könnten. Es galt zu klären, "was will man, was braucht man, und was wollen die Kunden", so Klose.

Sie als Anwohnerin sei zum Beispiel interessiert, ob sie ihre eigene Dose zu einem Delikatessenhändler mitbringen könne oder ob sie dann auf Probleme stoße. "Auch die Frage, ob jedes Plastik gleich schlecht ist, haben wir uns gestellt", berichtet sie. "Wir haben gemerkt, dass man Einzelschritte bestimmen muss. Was ist überhaupt umsetzbar, was kann kurzfristig, was langfristig erreicht werden. Und was ist eher eine Vision."

Umsetzung mit Agentur

Unterstützung bekommt das Netzwerk Süd-West bei dieser Analyse und anschließenden Verwirklichung ihrer plastikfreien Initiative durch das Planungsbüro AG.Urban, das eine entsprechende Ausschreibung der Senatsverwaltung für sich entschieden hat. AG.Urban entwickelt Strategien für den städtischen Raum, Wohnformen und Beteiligungsprozesse. "Es geht darum, dass sie uns unterstützen, das Ganze in die Praxis umzusetzen", erklärt Marion Klose.

Gemeinsam soll das Einkaufsverhalten im Kiez, die Produktlieferung sowie Möglichkeiten im Rahmen gesetzlicher Vorgaben analysiert werden. Ein Logo und kiezeigenes Label für gemeinschaftliche Dinge wie Mehrwegsysteme oder Mülltrennung soll entwickelt werden. Und auch Fragen sind zu klären, wie das Ganze langfristig finanziert werden kann, wie alle Anwohner generationenübergreifend berücksichtigt werden können und wie Institutionen wie Schule und Kirche involviert werden sollen.

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